Freitag, 9. September 2016

Südfrankreich-Trip: Von Stränden, Städten und der puren Erholung

Hallo meine Lieben,


heute schreibe ich euch von einem schwimmenden Café, das auf einer Plattform auf der Garonne knapp unterhalb der Pont Neuf  verankert ist und das langsam und bedächtig mit dem Gewässer auf und ab wippt. Der perfekte Platz, um die zahlreichen und bunt gemischten Erlebnisse der letzten Tage entspannt Revue passieren zu lassen und mein Gedanken zu ordnen.

Meine grobe Reiseroute. Bezeichnenderweise haben nicht alle Stationen auf einmal in Google Maps gepasst...
Die freie Woche nutzte ich, um in vier Tagen auf eigene Faust so viel von der Lebensart, Kultur und den Stränden Südfrankreichs mitzunehmen wie möglich. Weniger pathetisch ausgedrückt: 1.200 km Autofahrt, sechs Strände, neun besichtigte Orte und laut präziser Zählung 1.847 grand cafés und menus. Und so seltsam das klingt - ich habe mich selten erholter und freier gefühlt als in diesen Tagen zwischen Check-In-Terminen, Stadtrundgängen, Stränden und Autobahn-Mautstellen.

A propos Strände: Saintes-Maries-de-la-Mer ist ein überaus nettes Plätzchen in einer überaus netten Lage

Um die Nähe zum Meer und die warmen Septembertemperaturen auszunutzen, war mindestens ein Strandbesuch am Tag Pflicht. Entlang der Küste finden sich hier wahre Perlen, die alles bieten, was das Herz begehrt: Ob weitläufige Strände mit einer Vielzahl an Muscheln (Agde), teils naturbelassene Buchten in Nationalparks (nahe Saintes-Marie-de-la-Mer), stadtnahe Rückzugsorte im Postkarten-Look (Plage Borély bei Marseille) oder erhabene Stranddünen mit feinem Sand (Plage de l'Espiguette) - jeder von ihnen wusste auf seine Weise zu gefallen. Traumhaft! 

Rundum beeindruckend: Die römische Arena in Nimes
Nimes, Jardin de la Fontaine
Abgesehen davon standen einige sehenswerte Städte auf dem Programm. Bei meinem Besuch in Nimes war ich positiv überrascht. Der Jardin de la Fontaine ist schön ausgestaltet und bietet an seiner höchsten Stelle einen beeindruckenden Aussichtspunkt. Und die etwas verwinkelte Altstadt ist gar nicht so langweilig, wie es der Lonely-Planet-Bericht vermuten lässt - mir gefielen die schlichten, unaufgeregten Straßenzüge. Das unangefochtene Highlight der Stadt sind aber Les Arènes, eine römische Arena, die erstaunlich gut erhalten ist und 40.000 Zuschauer fasst. Auf den oberen Rängen stehend konnte ich mir die aufgeheizte Stimmung bei blutigen Kämpfen vor 2000 Jahren sehr gut vorstellen.

Die Pont du Gard
Da der Besuch in Nimes mehr Zeit in Anspruch nahm als vorher gedacht, konnte ich die berühmte Pont du Gard nur noch bei Nacht bewundern. Das hatte aber auch seinen Reiz, bei wechselnder Beleuchtung ergaben sich beeindruckende Motive. 

Meine erste Nachtstation Arles entpuppte sich bei Tag als ansehnliches kleines Städtchen, das man bequem zu Fuß erkunden konnte. Römische Bauwerke wie eine Arena und ein Amphitheater stehen einer ausgeprägten Kunstszene gegenüber. Vincent van Gogh zu Ehren, der dort für einige Jahre gewirkt hat, habe ich mich sogar in eine Kunstausstellung verirrt -  gar nicht mal so übel!


In Saintes-Maries-de-la-Mer ist dann der spanische Einfluss eindeutig sichtbar (dank Paella auch gaumenmäßig erfassbar ;)), die meisten Häuser sind schlicht und in Weiß gehalten. Rund um den Ort erstreckt sich der Nationalpark der Camargue, der für Touristen über Touren auf weißen Pferden zugänglich ist.

Cassis, c'est sympa. c'est tranquille...

Meine zweite Nachtstation Cassis erreichte ich wegen Waldbränden über Umwege. Ein kleiner, putziger Ort im Hang, der bei Nacht ein schönes Hafenpanorama bietet. Ideal also, um dort einen langen Tag ausklingen zu lassen.

Abends versprüht die Hafeneinfahrt Marseilles antiken Charme...



Den Fix- und Höhepunkt meines Trips stellte Marseille dar, worauf ich sehr gespannt war, da die Meinungen, die ich zuvor gehört hatte, weit auseinandergingen. Ich kann durchaus verstehen, dass einige die Stadt als "hässlich" empfunden haben und meinten, sie hätte wenig zu bieten: Die Randviertel und Straßen abseits des Zentrums versprühen wenig Charme.
...während der alte Hafen sonst von der Spannung "alt gegen neu" lebt.

Trotzdem fand ich Gefallen an der Hafenstadt, da der vieux port mit einem gelungenen Kontrast von uralten Festungen gegenüber hochmodernen Museen und Kunstwerken aufwarten kann. Das Altstadtviertel le panier wirkt urig und authentisch, während nicht weit davon entfernt mutige, futuristische Bauten wie die villa méditerannée das Stadtbild erfrischend auflockern. 

Fazit: Marseille ist einen Besuch mehr als Wert - man muss sich aber vorher informieren, um die Stadt genießen zu können. 

Die letzte Unterkunft lag dann im seelenlosen Massenort Palavas-les-Flots - schnäppchenbedingt. Schöner wurde es dann am auslandenden Plage de l'Espiguette: Die Sanddünen und der endlos lange Strand, an dem viele Besucher nachmittags Drachen steigen lassen, machen den Strand zu etwas Besonderem. 

Saint-Guilhem-le-Desert und die naheliegende Pont du Diable waren ein gelungener Abschluss meines Kurztrips.
Auf dem Heimweg machte ich dann noch in Saint-Guilhem-le-Desert Station, ein bilderbuchhaftes Bergdorf oberhalb von Montpellier. Direkt davor: Die Pont du Diable, eine spektakuläre Brücke über eine Schlucht, die mir schon aus meinem ersten Französisch-Lehrbuch bekannt war. Die Badestelle darunter kam wie gerufen, um mir vor den letzten drei Stunden Heimfahrt noch das Salz vom Körper zu waschen! 

Alles in allem eine sehr gelungene Woche, die über das Wochenende mit dem Trip nach Bordeaux und zu den Dunes du Pilat abgerundet wird. Bis bald!

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